Alles was ihr tut, geschehe in Liebe

„Alles was ihr tut, geschehe in Liebe“ (1. Kor 16,14) - Dieser Satz steht als biblisches Leitmotto, als Jahreslosung, für uns Christen über diesem Jahr 2024. Alles was wir Christen tun, soll in Liebe, besser gesagt in Achtung und Wertschätzung gegenüber den anderen Menschen geschehen. Denn für uns Christen ist klar: Es gibt keine Menschen erster und zweiter Klasse. Alle Menschen sind Gotteskinder, ganz gleich welche Herkunft, Hautfarbe, Nationalität oder Religion sie auch haben. Diese Gottesebenbildlichkeit aller Menschen ist eine der wesentlichen Grundlagen unseres christlichen Glaubens.
 
Deshalb stehen alle Positionen, die dies Leugnen und die den Wert der Menschen nach äußeren Merkmalen unterscheiden, im krassen Gegensatz zum christlichen Glauben. Noch einmal deutlich: Jede Form von Rassismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit ist mit dem Christentum unvereinbar.
 
Und die Wahl von Parteien, die, wie die AFD, rechtsextreme Positionen einnehmen und vertreten und damit die christlichen Werte mit Füßen treten, steht im Widerspruch zu unseren christlichen Grundlagen.
 
Deshalb ist mit Blick auf die Kirchenvorstandswahlen in diesem Jahr für mich klar: Ein Engagement bei der AFD ist mit einem Mandat im Kirchenvorstand unserer evangelischen Kirchengemeinden nicht vereinbar.
 
Ende Januar hat es sich leider zum neunzigsten Mal gejährt, dass Vertreter der evangelischen Kirche, Bischöfe und leitende Geistliche, vor dem Nationalsozialismus eingeknickt sind und stillgehalten und geschwiegen haben, wo sie hätten aufschreien müssen, als der Rassismus und die Menschenverachtung unser Land ergriffen und ins Unglück gestürzt haben.
 
Dass die evangelische Kirche schweigt, wo sie hätte Schreien müssen, darf nie wieder geschehen. Deshalb ist es uns als evangelischer Kirche ein ganz wichtiges Anliegen, Gesicht zu zeigen gegen jede Form von Rechtsextremismus und Antisemitismus und für ein demokratisches Miteinander und ein Zusammenleben einzutreten, in der wir einander achten, ganz gleich, welche Hautfarbe, Herkunft, Nationalität oder Religion unser Gegenüber hat.
 
Und noch eines: als evangelische Kirche ist unser Platz in der Nachfolge Jesu immer auch an der Seite der Schwachen, an der Seite von unterdrückten Minderheiten - und an der Seite derer, die allen Menschen das Recht und den Raum zu einem menschenwürdigen Leben geben.
 
Noch ein ganz persönliches Wort:
Ich habe vier Kinder zwischen 37 und sieben Jahren. Und ich will, dass meine siebenjährige Tochter, wenn sie im Jahr 2077 mein heutiges Alter hat, so wie ich heute, auf ein Leben in unserem Land und Gesellschaft zurückblicken kann, in der nicht Menschenverachtung und Rassismus, sondern immer noch die Freiheit und die Würde, ja die Wertschätzung jedes einzelnen Menschen das Prägende war und ist und bleibt.
 
Herzlichst
 
Ihr
Reiner Redlingshöfer, Dekan